Eigentlich ist Kapitalismus eine tolle Sache. Eines seiner Grundprinzipien lautet: Das Geld der Sparer, die für die Zukunft etwas zurücklegen, wird Unternehmen zur Verfügung gestellt, die in Geschäfte mit Zukunft investieren. Zwischen Sparern und Unternehmen wiederum stehen Banken und Börsen: Dort wird das Geld gebündelt, neu verpackt und dann verliehen. Eine große finanzielle Umwälzpumpe, die Wohlstandszuwächse ermöglicht wie kein anderes real existierendes Wirtschaftssystem.
Leider scheint dieses Modell nicht mehr zu funktionieren: Die Unternehmen investieren immer weniger in neue Anlagen und Produkte. Stattdessen schütten sie große Teile ihrer Gewinne an die Aktionäre aus. Wohlstandszuwächse für die große Mehrheit der Bürger gibt es kaum noch. Die große kapitalistische Umwälzpumpe läuft leer.
Wundert es da irgendjemanden, dass die Börsen weltweit einbrechen? Von Shanghai bis New York fallen die Aktienkurse: Allein in der abgelaufenen Woche verlor der Shanghai SE Composite mehr als elf Prozent, der Dax fast acht Prozent, der Dow fast sechs Prozent, der Nikkei mehr als fünf Prozent. » | Eine Kolumne von Henrik Müller | Sonntag, 23. August 2015