Thursday, 12 March 2009

Er kann die Wallstreet nicht beruhigen

TAGES ANZEIGER: Vom Auftreten her ein Diplomat, von der Arbeitsweise her ein Technokrat: US-Finanzminister Geithner hat Mühe, sich als Krisenmanager durchzusetzen.

Was immer der 54-jährige Timothy Geithner zu erklären versucht: Stets wirkt er besorgt und an sich selbst zweifelnd. Diese Eigenheit, die seine Freunde seit seiner Jugend kennen, macht ihm heute – mitten in der gröbsten Finanzkrise seit 80 Jahren – die Arbeit schwer. Nur sechs Wochen nach Amtsantritt ist der Finanzminister bereits umstritten. Kritiker von links und rechts sehen ihn gar als Fehlbesetzung, nicht zuletzt, weil er im Netz der Old Boys an Wallstreet hängen geblieben scheint.

«Das Problem von Tim ist nicht, dass er die Schwere einer Krise nicht erfasst oder nicht stets die beste Lösung will», sagt eine Vertraute, die ihn seit der Hochschule am Dartmouth College gut kennt. «Seine Schwierigkeit war und ist, dass er besorgt erscheint, auch wenn er es gar nicht ist und lieber grübelt als sich öffentlich zu erklären.» Geithner ist in seinem Habitus viel mehr Vermittler als ein harter, schnell entscheidender Krisenmanager. >>> Von Walter Niederberger, San Francisco | Donnerstag, 12. März 2009

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