Thursday 30 June 2011

Ein Paradox – starker Franken und starke Exporte

Warum sich die teure Schweizer Währung nicht in den Ausfuhrstatistiken niederschlägt

NZZ ONLINE: Der Franken wird immer stärker. Schweizer Exportfirmen warnen vor dramatischen Folgen. Allen Horrorszenarien zum Trotz wächst die Schweizer Wirtschaft in einem erstaunlichen Tempo. Selbst die Exportbranchen legen zu – ein bemerkenswertes Paradox.

Der Schweizer Franken kennt offenbar keine Grenze nach oben. Seit Anfang 2010 hat der Euro gegenüber der Schweizer Währung über 18 Prozent verloren, seit Ende 2007 sogar rund 30 Prozent. Inzwischen ist der Euro für einen Preis von etwa 1.20 Franken zu haben. Selbst die leichte Entspannung der Lage in Griechenland ändert nur wenig an den Tiefstkursen der Gemeinschaftswährung.

Ein starker Franken verteuert die Exporte der Schweizer Firmen ins Ausland. Sie werden durch die hohen Preise gegenüber der ausländischen Konkurrenz benachteiligt. Historisch hatte das meist erhebliche Folgen für den Werkplatz. Beispielsweise hatte eine ähnliche Aufwertung des Frankens gegenüber der damaligen D-Mark von über 25 Prozent zwischen April 1977 und September 1978 die Wachstumsdynamik empfindlich belastet. Aufgrund solcher Erfahrungen wäre eigentlich zu erwarten, dass die Schweizer Exporte jetzt um rund 15 Prozent schrumpfen sollten.

Doch in der Realität ist es umgekehrt. Die Schweizer Wirtschaft wächst weiter in hohem Tempo und auch die Exporte halten sich erstaunlich robust. Dies überrascht offenbar selbst die Ökonomen des Bundes, hat doch das Seco Mitte Juni die Schätzung für das Exportwachstum im laufenden Jahr nochmals nach oben angepasst. Erwartet wird nun eine Zunahme der Exporte im laufenden Jahr um 4,6 Prozent. » | tsf | Donnerstag 30. Juni 2011