STERN: Monatelang bemühte sich Europa, Hellas vor der Pleite zu bewahren. Inzwischen ist klar: Die erste Bank muss mit 95 Milliarden Euro gestützt werden, nur ein Wunder wird Griechenland noch retten. Auch Kanzlerin Merkel sieht das mittlerweile so.
Große Wunder geschehen immer wieder. Dass Griechenlandin die Eurozone durfte, war so eins. Schließlich wurde es damit auf eine Stufe gestellt mit Deutschland und Frankreich - also mit den taffsten Staaten des Kontinents. Inzwischen ist bekannt, dass sich die Hellenen den Euro mit geschönten Statistiken über die wahre Lage des Landes ertricksten. Begünstigt wurde das von Poltikern in anderen Teilen der EU, auch hierzulande, die alle Warnungen an der Euro-Fähigkeit Griechenlands in den Wind schlugen.
Auch kleine Wunder geschehen immer wieder. Dass Griechenland plötzlich mehr Geld in der Hinterhand hat als bisher öffentlich bekannt, war so eins. Nachdem die Euro-Finanzminister die Auszahlung der nächsten acht Milliarden aus dem 110 Milliarden Euro schweren Hilfsprogramm verweigerten und die Hellenen auf Mitte November vertrösteten, erklärte der griechische Kassenwart Evangelos Venizelos: "Bis Mitte November - das ist klar - gibt es kein Problem."
Selbst Analysten gerieten ins Grübeln, wieso die Griechen plötzlich Hunderte Millionen Euro aus ihren Hüten zaubern können. Schließlich hieß es vor dem Beschluss der Finanzminister, wenn Hellas bis spätestens Ende Oktober die acht Milliarden Euro nicht erhalte, sei der Staat pleite. Auch die griechische Regierung hatte dies gestreut - sicher in der Absicht, Druck aufzubauen. » | Von Thomas Schmoll | Montag 10. Oktober 2011