NZZ ONLINE: Die Regierungskrise in Griechenland ist nicht zuletzt durch Papandreous Idee eines Referendums eskaliert. Das Volk hätte in letzter Konsequenz über ein Ja oder Nein zum Euro entscheiden müssen. Es wäre keine Wahl, sondern eine Zumutung gewesen.
Papandreou hat mit seinem Referendums-Plan eine Büchse der Pandora geöffnet. Nun wird das Szenario des Austritts eines Landes aus der Euro-Zone erstmals konkret durchgespielt. Die Unsicherheiten, was dies für die betroffene Volkswirtschaft bedeuten würde, sind enorm. Denkt man einige der möglichen Folgen durch, tun sich beängstigende Abgründe auf.
Kein Vorbild
Einen Plan oder ein Vorbild, wie der Übergang von der Gemeinschaftswährung zu einer eigenen Währung ablaufen würde, gibt es nicht. Es handelt sich ja nicht um eine Währungsreform, wie sie Deutschland 1948 mit Erfolg durchgeführt hat. Damals hiess es, eine Hyperinflation zu beenden und einer zerbombten Volkswirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Es ging nicht darum, sich aus einem grösseren Währungsverbund zu verabschieden. Auch das Beispiel Argentiniens, welches 2002 den Staatsbankrott erklärte und die Bindung des Pesos zum Dollar aufgab, lässt sich nur bedingt übertragen. Die in Argentinien bald spürbaren Vorteile der Abwertung der eigenen Währung und damit einer gestiegenen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland dürfte im Falle Griechenlands viel weniger positiv zu Buche schlagen. Denn ausser dem Tourismus gibt es kaum eine bedeutende Exportwirtschaft, die profitieren könnte. » | Ruth Spitzenpfeil | Donnerstag 03. November 2011