TAGES ANZEIGER: David Bosshart, Chef der Migros-Denkfabrik GDI, rechnet mit der Wachstumsgläubigkeit und dem westlichen Lifestyle ab. «Um den Planeten einigermassen lebbar zu halten, braucht es neue Konzepte und Lösungen.»
«Wer glaubt, dass alles so weitergehen kann wie bisher, ist entweder verrückt – oder Ökonom», lautet eine zynische Redensart und trifft den Zeitgeist. Die Demarkationslinie des intellektuellen Diskurses verläuft nicht mehr entlang den ausgetretenen Pfaden von links und rechts. Wer heute die Welt in zwei Lager aufteilen will, muss andere Grenzen ziehen: Die einen glauben, dass das bestehende System zwar reparaturbedürftig ist, aber noch lange nicht ausgedient hat. Die anderen sind überzeugt, dass die Menschheit sich in einer Wendezeit befindet und dass die aktuelle Krise der Vorbote eines neuen Zeitalters ist.
David Bosshart, Geschäftsführer des Gottlieb-Duttweiler-Instituts (GDI), gehört definitiv ins zweite Lager. Sein soeben erschienenes Buch trägt den Titel «The Age of Less», und schon auf den ersten Seiten macht der Autor klar, was damit gemeint ist: «Wir haben im Sog der Industrie- und Dienstleistungswelt der letzten 60 Jahre hochgezüchtete Superstrukturen aufgebaut, die wir nicht mehr unterhalten können. Sie sind morbid geworden. Unbezahlbar.» » | Von Philipp Löpfe | Donnerstag 10. November 2011