Saturday 18 January 2014

Der Euro muss weg, damit die EU gerettet wird

DIE WELT: Die gemeinsame Währung ist ein mutiges Experiment - das gescheitert ist. Eine geordnete Euro-Auflösung wäre schmerzhaft, doch weniger traumatisch als die Massenarbeitslosigkeit in vielen EU-Ländern.

Ich gehöre zu einer seltenen und gefährdeten Spezies: Ich bin ein europäischer Föderalist, der daran glaubt, dass die EU auf lange Sicht so tief integriert sein sollte wie Brasilien, Indien oder die USA. Trotzdem möchte ich Sie dazu einladen, über eine Auflösung des Euro nachzudenken. Denn ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die beschlossenen Maßnahmen zur Rettung des Euro am Ende zur Zerstörung der EU führen werden.

Der Euro ist ein mutiges Experiment, das gescheitert ist. Die gemeinsame Währung sollte für Einheit, Stabilität und Wachstum in einer immer engeren Union sorgen. Stattdessen ist die EU tief gespalten – wirtschaftlich, sozial und politisch.

Das europäische Projekt hat aufgehört, eine breit angelegte, kollektive Unternehmung zu sein, es ist nur noch auf eine einzige Dimension reduziert: den Euro zu retten. Die Wähler sind sauer – entweder als Folge der endlosen Austeritätsprogramme und beängstigend hohen Arbeitslosigkeit oder weil die Bürger in den Geberländern fürchten, dass ihnen auf undurchsichtige Weise die Verbindlichkeiten der Schuldenstaaten übertragen werden. » | Von François Heisbourg | Donnerstag, 16. Januar 2014