Thursday 12 September 2019

Brexit: Singapur an der Themse


ZEIT ONLINE: Auch Boris Johnson erwartet im Falle eines ungeordneten Brexits chaotische Zustände. Doch die nimmt er in Kauf, um ein marktradikales Wirtschaftmodell zu etablieren.

Auch wenn der britische Premier derzeit häufig bekundet, einen No-Deal-Brexit vermeiden zu wollen: Seine Regierung will den klaren Bruch mit der EU. Den würde sie sich einiges kosten lassen. Die Regierungspapiere Yellowhammer zeigen, was dem Land im Fall eines ungeordneten Brexits droht – ernste Verzögerungen an der Grenzabfertigung, Lieferengpässe beim Import von frischen Lebensmitteln und Medikamenten, im Zweifel gar Ausschreitungen.

Das alles nimmt Johnson in Kauf, denn ihm geht es um eine viel größere Frage: Mit welchem Wirtschaftsmodell kann sich das Vereinigte Königreich außerhalb der EU am besten positionieren?

Hier folgt der Premier den extremen Kräften in seiner Konservativen Partei. Schließlich waren sie es, die ihn protegiert haben, bis er Regierungschef wurde. Die Brexit-Hardliner, die in der European Research Group (ERG) zusammengeschlossenen radikalen Marktwirtschaftler, haben für Großbritannien schon lange ein ökonomisches Konzept. Sie lehnen die EU mit ihren vermeintlich protektionistischen Handelshemmnissen ab. Die meisten dieser EU-Gegner plädieren für starken Wettbewerb, freie Märkte und so wenig Regulierung und Einflussnahme durch den Staat wie möglich. Ihr Motto: keine Handelshemmnisse, keine Handelsquoten, keine Zölle. » | Eine Analyse von Bettina Schulz, London | Donnerstag, 12. September 2019