Monday, 15 November 2021

Auch Shell verlässt die Niederlande


BRISANTER KONZERN-UMZUG

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Der Konzern zieht nun ganz nach London um. Die Politik zeigt sich „unangenehm überrascht“. Dass die steuerliche Behandlung eine Rolle spielt, erscheint offensichtlich. Inzwischen ist auch das Meinungsklima zunehmend giftig.

Die Niederlande verlieren auch ihren zweiten binationalen Industrieriesen. Der niederländisch-britische Ölkonzern Shell will – ganz ähnlich wie vor einem Jahr Unilever – seine Doppelstruktur aufgeben und ganz nach London ziehen. Dorthin soll der Steuersitz wandern, dort sollen der Vorstandsvorsitzende Ben van Beurden und Finanzchefin Jessica Uhl angesiedelt sein. Der Sitz in Den Haag hat das Nachsehen. Die Politik zeigt sich überrumpelt: „Unangenehm überrascht“ sei das Kabinett, sagte der geschäftsführende Wirtschaftsminister Stef Blok von der rechtsliberalen Partei VVD des Ministerpräsidenten Mark Rutte.

Somit verlässt innerhalb kurzer Zeit ein international bekanntes Konzernduo das Land, das viele Jahre die Liste der schwersten Mitglieder im 25 Werte umfassenden niederländischen Leitindex AEX angeführt hatte. Shell argumentierte, eine einheitliche Aktienstruktur erleichtere dem Unternehmen Rückkäufe und seine Rolle in der Energiewende. Die Anteilseigner sollen am 10. Dezember über den Plan abstimmen. Aus dem offiziellen Namen „Royal Dutch Shell“ fallen sowohl das „Königliche“ als auch das „Niederländische“ weg: als „Shell“ firmiert das Unternehmen dann. » | Von Klaus Max Smolka | Montag, 15. November 2021