WIRTSCHAFTSWOCHE: Die Milliardenhilfen für überschuldete Krisenstaaten sind vor allem ein Hilfspaket für die Banken. Der Euro könnte zur Ramschwährung verkommen, sagt Joachim Starbatty.
Die politischen Architekten der Europäischen Währungsunion (EWU) waren sich der Risiken durchaus bewusst. In der Europäischen Union befanden sich Länder und Regierungen, die gewohnt waren, nationale Probleme über Inflation zu lösen. Hohe Lohnzuwächse, übermäßige Verschuldung und schwindende internationale Konkurrenzfähigkeit zwangen sie zu mehr oder minder regelmäßigen Abwertungen. In stabilitätsorientierten Ländern hingegen orientierten sich die Lohnabschlüsse am wirtschaftlich Machbaren – und eine stabilitätsorientierte Geldpolitik zwang zu solider Haushaltsführung. Die Konsequenz waren niedrige Inflationsraten, niedrige Zinsen und Aufwertungen der nationalen Währungen.
Daher hatten die Verfassungsgeber den Eintritt in die Währungsunion an die Erfüllung von Konvergenzkriterien geknüpft, etwa jährliche Haushaltsdefizite unter drei Prozent und ein Gesamtschuldenstand unter 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Diese Kriterien sollten eng und strikt angelegt werden; in Wirklichkeit wurden sie weit und lax ausgelegt. Auch über „kreative Buchführung“ und gefälschte Statistiken haben sich Mitgliedstaaten den Zutritt erschlichen. So gab es von vornherein zwei Gruppen in der Währungsunion – die früheren Aufwertungsländer und früheren Abwertungsländer. Euro bescherte niedrige Zinsen >>> Von Joachim Starbatty | Samstag, 15. Mai 2010