Thursday, 15 September 2011

Singapur-Gründer Lee Kuan Yew: Asiens Vordenker sieht Euroraum vor dem Ende

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Er gibt Europa keine Chance: Lee Kuan Yew, Gründer und langjähriger Ministerpräsident Singapurs, sagt, der Euroraum sei nicht zu retten. Chinas Hilfsangebot sei reines Eigeninteresse.

Einer der führenden Staatsmänner Asiens gibt der Eurozone keine Chance mehr: Lee Kuan Yew, der Gründer Singapurs und langjährige Ministerpräsident des reichen Stadtstaates, erklärte, der Euroraum sei nicht zu retten. Der Zusammenbruch werde „ein sehr schmerzhaftes Geschäft“. Ein Zusammenbruch werde für die europäischen Politiker „ein Eingeständnis, dass ihre Erwartung des geeinten Europa unerreichbar ist“. Lee sagte: „Ich kann nicht erkennen, wie die Eurozone gerettet werden sollte. Aber sie versuchen es und wollen es weiterlaufen lassen.“ Einem Kauf europäischer Anleihen erteilte Lee, dessen Sohn Ministerpräsident von Singapur ist und dessen Schwiegertochter den reichen Staatsfonds Temasek leitet, eine Absage. „Singapur ist nicht in der Lage, die Europäer zu retten. Ich denke auch nicht, dass der Kauf von Bonds sie notwendigerweise retten würde.“

Lee ordnete auch das Verhalten der Chinesen ein: „Ich denke nicht, dass sie Europa um Europa willen retten wollen. Sie sind daran interessiert, Eurobonds preiswert zu kaufen und eine gute Rendite zu erzielen.“ Auch liege ein gemeinsames Europa nicht im Interesse Chinas: „Es ist leichter, mit 27 schwachen europäischen Ländern umzugehen als mit 27 vereinten Ländern Europas“, erklärte Lee nüchtern. » | Von Christoph Hein, Singapur | Donnerstag 15. September 2011