WELT ONLINE: Leichtsinnig haben die Investmentbanker an New Yorks Wall Street zuerst Milliarden versenkt und dann ihre eigenen Unternehmen in den Ruin getrieben. Jetzt ordnet sich das globale Finanzwesen neu. Doch die Rückbesinnung auf Sicherheit und Stabilität wird ihren Preis haben – den wir alle bezahlen.
Vor gerade mal zwei Monaten machte US-Präsident George Bush während einer Dinner-Ansprache in Houston, Texas, einen Vergleich, den so mancher Banker im 2300 Kilometer entfernten New York gar nicht witzig fand: „Die Wall Street war betrunken und hat jetzt einen Kater“, sagte Bush und spielte dabei auf die Abhängigkeit der Banken von komplexen Finanzprodukten an. Die Frage sei nun, wie lange sie bräuchten, bis sie trocken werden. Ein Vergleich, der, wie sich nun herausstellt, viel zu harmlos war: „Die Wall Street war nicht nur betrunken, sondern hat mehrere Jahre am Stück in Las Vegas gefeiert“, meint Jared Bernstein, Ökonom am Economic Policy Institute in Washington.
Es war eine Feier, die zu einer Art Selbstvernichtung geführt hat. Traditionshäuser, die in den vergangenen Jahren durch immer neue Rekorde an Milliardengewinnen und Millionen-Boni für ihre Banker glänzten, werden wie von einem Hurrikan weggeweht. Ein Wochenende, zwei Opfer: Lehman Brothers, die viertgrößte Investmentbank an der Wall Street mit einer fast 160jährigen Geschichte hat Insolvenz angemeldet. Und Merrill Lynch, die Nummer drei am Markt, schlüpft bei der Bank of America unter.
Es ist das Ende einer Kultur, die über 100 Jahre bestand hatte: Die Kultur der Broker-Dealer, jener großen Investmentbanken, die vor allem im Handel mit Wertpapieren und in der Fusions- und Übernahmeberatung zum Nabel der globalen Finanzarchitektur geworden sind. Innerhalb eines halben Jahres sind mit Bear Stearns, Merrill Lynch und Lehman Brothers drei der fünf großen Häuser untergegangen. Nur noch Morgan Stanley und Goldman Sachs sind als unabhängige Investmentbanken übrig, die nicht zu einer großen Universalbank gehören. Und selbst da gibt es bereits erste Fragen, wie lange das noch so sein wird. Erfahrene Banker sind fassungslos. „Ich kann nicht behaupten, dass ich noch ernsthaft verstehe, was hier gerade passiert“, sagt ein ranghoher Investmentbanker aus London. „Nichts wird mehr so sein wie vorher.“ Schwarzer Montag: Die Herrschaft der Wall Street ist Geschichte >>> Von Martin Dowideit und Jörg Eigendorf | 15. September 2008
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
Finanzmarkt am Abgrund: Das moderne Finanzsystem durchläuft einen Stresstest, wie man ihn noch nicht erlebt und wie ihn niemand erwartet hat. Jetzt rollt die fünfte Schockwelle über die Finanzmärkte; sie ist größer und wuchtiger als alle vorherigen. Zwei Wochen nach der Verstaatlichung des halben Marktes für Wohnungsdarlehen in den Vereinigten Staaten geht mit Lehman Brothers die drittgrößte amerikanische Investmentbank in die Knie, flüchtet das traditionsreiche Institut Merrill Lynch in die Arme der Bank of America, wackelt die weltgrößte Versicherung AIG. Profis in den Handelssälen blicken in den Abgrund, und der „kleine Mann“ fragt sich, ob sein Geld noch sicher ist. Der Weltfinanzmarkt bricht nicht zusammen, aber er wird nach der Krise nicht mehr derselbe sein wie zuvor. >>> Von Holger Steltzner | 15. September 2008
LE FIGARO:
Greenspan n'a «jamais vu» une telle crise : Sans céder au catastrophisme, de nombreux acteurs de la vie économique mondiale s'inquiètent de la crise de l'immobilier et des marchés financiers, qui selon eux, est loin d'être terminée.
Selon l'ancien président de la Réserve fédérale américaine (Fed), Alan Greenspan, la crise financière actuelle est un «événement qui se produit une fois tous les cinquante ans, probablement une fois par siècle». Aux micros de la chaîne de télévision ABC, Greenspan a déclaré n'avoir jamais «rien vu de pareil (…) et cela prendra encore du temps». Considéré par beaucoup comme le gourou de Wall Street ainsi qu'un des meilleurs économistes de ce siècle, Alan Greenspan a vu sa réputation se ternir quelque peu alors que certains critiques l'accusent d'avoir contribué à la bulle spéculative immobilière à l'origine de la crise actuelle, en maintenant les taux d'intérêt de la Fed à des niveaux trop bas pendant trop longtemps. >>> Par A Panizzo | 15. Septembre 2008
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