SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: Shoppen statt schlafen: Spaniens Regierung wagt sich im Kampf gegen die Wirtschaftskrise an eine jahrhundertealte Tradition: Ab September wird die Siesta abgeschafft, der Einzelhandel darf dann nachmittags durcharbeiten. Die Touristen aus dem Norden dürften an der neuen Regelung nicht unschuldig sein
Das Nickerchen nach dem Mittagessen war den Spaniern immer heilig. Sogar einen eigenen Begriff gab es dafür: die Siesta. Eine jahrhundertealte Tradition, um die viele Deutsche die Südländer immer ein bisschen beneideten. Jetzt ist Schluss damit; die Spanier werden ein Stück weit nordeuropäischer - und sollen den Tag künftig durcharbeiten. Um mehr Geld zu verdienen.
Nach dem Willen der konservativen Regierung sollen sie künftig ganz auf ihre Siesta verzichten. Schuld daran: die Euro-Krise. Von Warenhäusern und Supermärkten abgesehen, sind traditionell alle Geschäfte zwischen 14 und 16 Uhr geschlossen. Auch die meisten Restaurants machen am späteren Nachmittag bis zum Abend zu. Von 1. September an dürfen alle Geschäfte und Gastronomiebetriebe den ganzen Nachmittag durcharbeiten. » | Von Thomas Urban, Madrid | Sonntag, 29. Juli 2012